Tischlerei anno 1876
Das Herstellen von Särgen stellte für die Tischler von damals nur eine von vielen Tätigkeiten dar, und war auch nichts Ungewöhnliches. Sie lieferten Särge, zuweilen auch Sargausstattungen, Handkreuze, Totengewänder und Ähnliches. Diese Artikel findet man auch weit bis ins 20.Jahrhundert in Tischler-Bedarfskatalogen.
Vom "Gemeindesarg" zur "Luxustruhe"
Der "Gemeindesarg"
Am Sarg ließ sich einst der soziale Status des Verstorbenen deutlich ablesen. Die Verstorbenen für deren Begräbniskosten die Gemeinde aufkommen mußte, wurden in einem einfachen, nur aus gehobelten Brettern bestehenden sogenannten "Gemeindesarg" bestattet. Je nach Größe kostete so ein Sarg im Jahre 1906, 6 bis 8 Kronen.
"Weichholzsarg" und "Hartholzsarg"
Bei den meistverkauften Särgen, handelte es sich um dekorierte Weichholzsärge. Die wenigsten Tischler verfügten über eigene Hobelmaschinen, so mußten die Bretter von Hand gehobelt werden. Dafür eignete sich Weichholz wie z.B. Fichte natürlich besser als die härteren, und auch teureren Holzarten wie z.B. Eiche. Um über die geringe Qualität des Holzes hinwegzutäuschen, wurde versucht edlerer Materialien zu immitieren. Dies geschah durch tapezieren mit Silber, Samt, Gold oder Marmortapeten, und lackieren mit schwarzem Lack oder Lackbronze. Anschließend wurden Borten und Verzierungen aus lackiertem Karton angebracht, wie z.B. Engelsköpfe, Sprüche oder die berühmten Palmenblätter. Diese Särge kosteten, je nach Art und Umfang des "Aufputzes" zirka 20 bis 70 Kronen, während für Hartholzsärge das doppelte zu berappen war.
"Sargfabrik Julius Maschner & Söhne"
Wahre Meister im Immitieren von verschiedenen Oberflächen war die Wiener Sargfabrik Maschner. Friedrich Julius Maschner patentierte 1890 ein Verfahren für die Immitation von Metallsärgen.
Als Beispiel dieser "Kristallblechsarg" aus dem Katalog von 1911:
Hier wurde eine Hartholzoberfläche immitiert.
Und hier eine kristalline Oberfläche.
Metallsärge
Wurde der Verstorbene in einer Gruft beigesetzt, war und ist ein Metallsarg bzw. zumindest ein Metalleinsatz vorgeschrieben. Diese Metallsärge stellten mit Preisen von 180 Kronen aufwärts,die teuerste Kategorie unter den Särgen dar.
Als Beispiel einige Modelle aus einem Katalog der Firma "Jos.Prokop&Söhne" um die Jahrhundertwende: