Wenn der Tod kommt, hat der Reiche kein Geld und der Arme keine Schulden

(Estländisches Sprichwort)

Tischlerei anno 1876

Das Herstellen von Särgen stellte für die Tischler von damals nur eine von vielen Tätigkeiten dar, und war auch nichts Ungewöhnliches. Sie lieferten Särge, zuweilen auch Sargausstattungen, Handkreuze, Totengewänder und Ähnliches. Diese Artikel findet man auch weit bis ins 20.Jahrhundert in Tischler-Bedarfskatalogen.

Matthias Kada begann um 1880 als Nebenverdienst zur Tischlerei, auch mit prunkvollen Metallsärgen der Firma "Jos.Prokop & Comp." aus Böhmen zu handeln. Vorallem ehemalige Offiziere, Akademiker und wohlhabende Kaufleute ließen sich in den, wie auf dieser Werbetafel angepriesenen Metallsärgen zur letzten Ruhe betten. Die Särge wurden natürlich samt Ausstattung ins Trauerhaus geliefert, und auch das Einsargen der Verstorbenen wurde übernommen.

Das Schild links stammt aus jener Zeit und hing am Eingang der Tischlerei Kada, welche damals noch im Haus Leibnitz Nr.64 (heute Fa.Hödl-Cafe Elefant) untergebracht war. Schon damals wurden Särge nicht mehr extra für jeden Sterbefall angefertigt. Wenn in der Tischlerei mangels anderer Aufträge Zeit war, stellte man einige Särge aus Weichholz in verschiedenen Größen her, und legte Diese im Rohzustand auf Lager. Wurde dann ein Sarg benötigt, holte man den Passenden hervor, und dekorierte den Rohling den Wünschen der Angehörigen des Verstorbenen entsprechend.

Nur die zugekauften Metallsärge (Firma Jos.Prokop&Comp., Firma Leopold Wolf&Comp.) und die als Luxus geltenden Särge aus Harthölzern (Sargfabrik Julius Maschner), waren im fertigen Zustand in den Verkaufsräumen auf Lager.

Vom "Gemeindesarg" zur "Luxustruhe"

Der "Gemeindesarg"

Am Sarg ließ sich einst der soziale Status des Verstorbenen deutlich ablesen. Die Verstorbenen für deren Begräbniskosten die Gemeinde aufkommen mußte, wurden in einem einfachen, nur aus gehobelten Brettern bestehenden sogenannten "Gemeindesarg" bestattet. Je nach Größe kostete so ein Sarg im Jahre 1906, 6 bis 8 Kronen.

"Weichholzsarg" und "Hartholzsarg"

Bei den meistverkauften Särgen, handelte es sich um dekorierte Weichholzsärge. Die wenigsten Tischler verfügten über eigene Hobelmaschinen, so mußten die Bretter von Hand gehobelt werden. Dafür eignete sich Weichholz wie z.B. Fichte natürlich besser als die härteren, und auch teureren Holzarten wie z.B. Eiche. Um über die geringe Qualität des Holzes hinwegzutäuschen, wurde versucht edlerer Materialien zu immitieren. Dies geschah durch tapezieren mit Silber, Samt, Gold oder Marmortapeten, und lackieren mit schwarzem Lack oder Lackbronze. Anschließend wurden Borten und Verzierungen aus lackiertem Karton angebracht, wie z.B. Engelsköpfe, Sprüche oder die berühmten Palmenblätter. Diese Särge kosteten, je nach Art und Umfang des "Aufputzes" zirka 20 bis 70 Kronen, während für Hartholzsärge das doppelte zu berappen war.

"Sargfabrik Julius Maschner & Söhne"

Wahre Meister im Immitieren von verschiedenen Oberflächen war die Wiener Sargfabrik Maschner. Friedrich Julius Maschner patentierte 1890 ein Verfahren für die Immitation von Metallsärgen.

Als Beispiel dieser "Kristallblechsarg" aus dem Katalog von 1911:

Hier wurde eine Hartholzoberfläche immitiert.

Und hier eine kristalline Oberfläche.

Metallsärge

Wurde der Verstorbene in einer Gruft beigesetzt, war und ist ein Metallsarg bzw. zumindest ein Metalleinsatz vorgeschrieben. Diese Metallsärge stellten mit Preisen von 180 Kronen aufwärts,die teuerste Kategorie unter den Särgen dar.

Als Beispiel einige Modelle aus einem Katalog der Firma "Jos.Prokop&Söhne" um die Jahrhundertwende: