Das Bestattungsgewerbe in Österreich
Das Bestattungsgewerbe in Österreich
Am Land: In den ländlichen Regionen, zu denen man Leibnitz um 1900 ohne weiteres zählen kann, hätte eine Firma welche sich auschließlich mit der Organisation von Begräbnissen befasst, kaum überleben können. Es war üblich das Begräbnis seiner Verstorbenen selbst zu organisieren. Man brauchte zwar jemand der den Sarg herstellte, und vielleicht auch noch verschiedene Pietätsartikel anbot, aber eine Firma mit der Durchführung eines Begräbnisses zu beauftragen war nicht üblich.
Ein Bestattungsunternehmen trat nur dann auf den Plan wenn jemand Auswärts, z.B. in einem Krankenhaus verstorben war, und der oder die Verstorbene nach Hause überführt werden mußte. Das erklärt auch warum sich in einigen Fällen auch Fuhrwerksbetriebe zu Bestattungsunternehmen entwickelten.
Die "Klientel"
So waren es also in erster Linie Adelige, Akademiker, wohlhabende Bürger und ausgediente k.u.k. Offiziere, welche die Dienste eines Bestattungsunternehmers in Anspruch nahmen. In Leibnitz war die Anzahl potentieller Kunden zu Beginn des 20.Jahrhunderts somit nicht sehr groß. In den Büchern unserer Firma aus dem Jahre 1909, also sechs Jahre nach der Gründung, sind nur zwölf vollständige Begräbnisse vermerkt. Unter anderem Die einer "Johanna Teutsch, Edle von Teutschenstamm"(Schloß Ottersbach bei Großklein) und einer "Frau Albine Christoph, Gesellschafterin der Gräfin Marenzi".
Diese wenigen Kunden aber, ließen sich ihr Begräbnis dafür gewaltige Summen kosten. Was anläßlich eines Begräbnisses der "ersten Classe" aufgeboten wurde, kann man anhand der Tarif-Aufstellung aus dem Jahre 1906 erahnen.
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"Pomp Funebre"
Das wahrscheinlich teuerste Begräbnis in der Leibnitzer Geschichte fand am 10. April 1913 statt. Der Verstorbene hatte den klingenden Namen " Béla Vajna de Páva" und war k.u.k. Feldmarschall-Leutnant a.D. Im Matrikenbuch der Stadtpfarrkirche Leibnitz aus dem Jahre 1913 vermerkt der damalige Stadtpfarrer Dechant Dr.Neuhold: "chronischen Nikotinvergiftung" als Todesursache bei dem erst 54 Jährigen. Die Kosten für sein Begräbnis schlugen sich mit über 1800 Kronen zu Buche. Ein unvorstellbar hoher Betrag, für den ein Angestellter zu jener Zeit durchschnittlich zwei Jahre arbeiten mußte.
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Diesem, für einen kleinen Tischlerbetrieb überaus guten Nebenerwerb, war aber mit dem Zusammenbruch der Monarchie, mehr oder weniger ein jähes Ende gesetzt. Im ländlichen Raum waren aus diesem Grund Bestattungsunternehmen bis weit ins 20.Jahrhundert eher spärlich gesät, und wurden meist im Nebenerwerb betrieben.
Beispiele aus unserer Gegend wären:
Bestattung Kada/Leibnitz: Tischlerei, Gemischtwarenhandel, Landwirtschaft und Bestattung.
Bestattung Haindl/Maltschach: Sägemühle, Lebensmittelhandel, Weinbau und Bestattung.
Bestattung Ortner/Straß: Lebensmittelhandel und Bestattung.
Bestattung Fleischhacker/Preding: Tischlerei und Bestattung.